Transkript
Mari – los gehts!
Hallo liebe Indojunkies, es wird mal wieder Zeit für ein kleines Update aus dem Dschungel. Heute gibt es eine kleine Folge aus unserem Dschungel-Tagebuch, bevor ich mich im August in eine Sommerpause verabschiede.
Es ist schon eine Weile her, seitdem ich das letzte Mal aus dem Dschungel berichtet habe. Was aber nicht bedeutet, dass wir nicht sehr fleißig waren in der Zeit, einige Höhen und auch viele, viele Tiefen einstecken mussten. Darüber werde ich euch unter anderem berichten.
Wie geht es uns im Moment? Wir haben jetzt einige Schwierigkeiten kennengelernt, mit denen wir uns täglich auseinander setzen müssen. Ich muss ehrlich gestehen, da haben wir uns auch ein wenig verschätzt.
Ganz klar, dass ein Hausbau etwas Großes ist und auch ziemlich viel Zeit und Nerven kostet. Aber wenn man so extrem weit abgelegen ist, wie wir und wir ja auch nur alleine sind, also zu zweit, dann ist das noch mal eine andere Geschichte. Dennoch, uns geht gut. Wir beißen die Zähne zusammen und boxen uns durch. Trotzdem sind wir gerade an einem Punkt, wo wir extrem müde und kaputt sind. Es scheint irgendwie alles zu viel und wir haben auch gerade diesen Flow, wo momentan alles schief läuft. Dass man nach ein paar Monaten etwas durchhängt, ist ganz klar.
Glücklicherweise fliegen wir im August für ein paar Wochen nach Deutschland. Darauf freuen wir uns. Nach über zwei Jahren wird es auch endlich Zeit. Wir werden mit der Familie und unseren Freunden viel feiern, beispielsweise auch unsere Hochzeit nachfeiern. Ansonsten werden wir einfach mal abschalten und versuchen, die Baustelle aus dem Kopf zu kriegen. Den Tapetenwechsel haben wir uns ganz gut verdient. Danach wird es uns wieder besser gehen und wir haben wieder neue Motivation und Elan.
Aktuell haben wir zwei Helfer vor Ort. Das sind Familienmitglieder von meinem Mann. Anfangs hatten wir versucht, uns auf die Locals einzulassen. Weil wir die Einheimischen unterstützen möchten, hatten wir anfangs vor, viel mit ihnen zusammen zu arbeiten. Leider haben wir ziemlich schnell festgestellt, dass sie sehr unzuverlässig sind, dass man ihnen nicht wirklich vertrauen kann. Dadurch kann man nicht wirklich planen. Leider sind das keine Einzelfälle, sondern Standard. Die Locals untereinander sagen das von sich selbst. Das ist schon ziemlich merkwürdig.
Wir haben hier jetzt schon ein, zwei Familien, mit denen wir befreundet sind. Aber selbst da muss man aufpassen und vorsichtig sein. Somit haben wir schnell festgestellt, dass wir nicht auf diese Leute bauen können, sondern zuverlässige Leute für ein paar Monate brauchen. Mein Mann hat dann einen Neffen und einen entfernten Cousin aus der Familie mitgebracht. Die zwei kennen sich auf dem Bau ein bisschen aus und sind seit Mai hier. Wir haben für die beiden eine einfache Hütte gebaut und dort können sie sich auch selbst versorgen. Jetzt wird von Montag bis Samstag gearbeitet. Sonntag ist der freie Tag. Es läuft auf jeden Fall besser als vorher. Mein Mann organisiert und koordiniert und muss auch zusätzlich noch viel beibringen. Aber sie sind unseren große Hilfe, für die wir sehr dankbar sind.
Jetzt steht schon der Rohbau, die Holzbalken sind schon aufgestellt. Im ersten Stock ist auch schon das Dach abgedeckt. Es ist ein traditionelles Blätterdach, das oben drauf kommt. Dafür müssen wir unten noch drei weitere Schichten anbringen für mehr Stabilität und längeren Halt. So geht es langsam voran. Jeden Tag ein Stück mehr.
Eine Sache, die sehr schwierig hier ist, ist die Holzbeschaffung. Wir wollten von Anfang an ein Holzhaus. Auch schon aus dem Grunde, weil mein Mann Schreiner ist, war für ihn auch klar, dass es kein Steinhaus werden soll. Hinzu kommt, dass wir schon viele Erdbeben erlebt haben, nichts gravierendes, aber doch so, dass wir es gespürt haben. Da sind Holzhäuser weit aus sicherer als Steinhäuser. Aber ein Holzhaus braucht viel Holz.
In unserem Dorf gibt es nur einen, der im Urwald Holz sägen kann. Dieser Mann hatte bis dato nie Zeit. So kam es, dass mein Mann selber in den Dschungel gegangen ist, um Holz zu sägen. Glücklicherweise hat er das schon einmal gemacht in seinen jungen Jahren. Zwar leider auf nicht so legalem Wege, aber auf jeden Fall ist er darin geübt. Wir haben auch eine eigene Kettensäge, so dass er zusammen mit einem Helfer in den Dschungel gegangen ist, um uns das Holz zu sägen.
Wir haben ausschließlich Bäume verwendet, die bereits gefällt wurden. Wir haben dafür keine Bäume gefällt und das werden wir auch nicht. Das ist ein Wunsch, den wir von Anfang an hatten, dass wir für unser Haus keine Bäume fällen. Wir wollen nur Holz verwenden, welches schon tot ist, alte Bäume, die schon umgefallen sind. Oder Bäume, die von den Locals gefällt wurden, weil sie aus der Fläche ihre Felder machen. Das passiert hier sehr häufig. Da die Locals hier meist alle Steinhäuser haben, verbrennen sie das Holz, das sie fällen. Das ist total verrückt, weil sie das Holz für nichts verwenden. Wir kennen jetzt schon die Nachbarn und einige Leute in der Umgebung. Die wissen schon, dass wir Holz suchen, das sie nicht benutzen und das wir für unser Haus nutzen können.
Das Holz wird, wenn es fertig gesägt ist mit Kühen transportiert. Ein Bekannter aus dem Ort geht mit seinen 5-6 Rindern in den Urwald. Es ist unglaublich, was für eine Kraft die Tiere haben, wenn sie das Holz rausziehen. Hier ist alles bergig. Die Tiere müssen einen steilen Hang hinab. Und unten angekommen, werden die riesigen und schweren Holzbalken befestigt und dann ziehen die Tiere das Holz raus und den Weg entlang zu uns. Ich bin jedes Mal fasziniert, wenn ich die Tiere sehe. Interessant ist auch, dass die Kälber auf diesem Weg mit der Mutter mitgehen.
So haben wir Stück für Stück unseren Holzbedarf zusammen gesucht. So ist der Rohbau entstanden, das Gerüst sozusagen. Die Holzbalken wurden in der Erde einbetoniert. Nun brauchen wir noch Holz für die Wände und den Fußboden. Da müssen wir wieder aufs Neue schauen, wie wir das organisieren können, vor allen wenn wir nicht da sind. Man braucht ziemlich viel Zeit.
Gestern haben wir unsere Solaranlage abgeholt. Sie wurde aus Bali hierher geschickt mit dem Containerschiff. Das ist das Herzstück unserer Projekts. Ohne diese Anlage geht es nicht. Sie wird heute abgeholt und zu unserem Nachbarn gebracht, bei dem wir zwei Räume angemietet haben, um unsere Sachen zwischenzulagern. Das sind sehr gute Nachrichten, weil die Anlage auch entsprechend teuer war und auch der Versand.
Was uns ab und an auch einen Strich durch die Rechnung macht, ist das Wetter. Generell regnet es in vielen Teilen von Indonesien in diesem Jahr mehr als sonst. Wir haben hier vor Ort noch nicht eine Trockenphase gehabt. Wir haben immer wieder ziemlich viele Regentage. Wir hatten hier noch keine Phase, in der es ein-zwei Wochen wirklich heiß war. Es ist schon verrückt. Ich bin gespannt, wie das die nächsten Monate weitergeht. Wenn ein tropischer Regenguss runterkommt, dann müssen die Bauarbeiten stoppen und es kommt zu Verzögerungen.
Generell finde ich den tropischen Regen hier nicht schlimm, weil es angenehmer ist als die tropische Hitze. das ist dann okay, wenn wir in unserem Haus wohnen. Aktuell sieht unsere Wohnsituation ja etwas anders aus. Wir wohnen jetzt in unserer Hütte, ohne Küche, ohne Bad. Alles findet draußen statt. Und wenn es durch den Regen total schlammig und nass ist, ist das echt ein Problem und ziemlich unangenehm. Es ist alles dreckig, der Boden ist matschig. Das ist sehr mühsam und eine Sache, die sehr an die Nerven geht.
Wir haben auch immer wieder Probleme mit unserer Diesel – und Benzinlieferung. Auf der Insel gibt es mal Diesel und Benzin und manchmal auch tagelang nicht. Dann wird es überteuert verkauft. Ich bin mir nicht sicher, ob das aktuell die Lieferengpässe sind. Aber soweit ich weiß, war das vorher auch schon immer der Fall. Da wir im Moment unseren Generator auch zum Bauen benutzen, sind wir immer schnell verunsichert, wo wir wieder was kaufen können. Dann müssen wir auch immer wieder schauen, wo gibt es noch was und was soll das kosten. Und man kann auch nicht kanisterweise kaufen, sondern der Verkauf ist sehr begrenzt. Wir haben zwar einen Kontakt, der uns immer mal wieder etwas verkauft, aber einfach ist es nicht.
Eine andere Sachen, mit der wir zuweilen zu kämpfen haben, ist das Thema Musik. Ich muss ehrlich sagen, hätten wir vorher gewusst, was uns hier erwartet, hätten wir uns vielleicht noch einmal überlegt, hierher zu ziehen. Generell sind die Leute ziemlich crazy, was die Musik anbelangt. Wir hatten das bereits in einem anderen Dorf auf der Insel erlebt. das muss man sich folgendermaßen vorstellen: Fast jedes Haus hat eine riesige Lautsprecher-Boxen-Wand im Garten stehen. Und daraus tönt die Musik. Jedoch nicht tagsüber, sondern eher abends und nachts. Meist beginnt das so ab 22 Uhr und geht dann die Nacht durch bis früh um fünf. Das ist nicht täglich, aber wenn jemand Geburtstag hat oder heiratet. Das muss aber nicht unbedingt privat sein. Wenn jemand bzw. eine Wahl gewonnen hat, wird da genauso gefeiert und Musik gespielt. Das ist extrem laut. Für mich ist das zu laut. Wir wohnen ja schon etwas außerhalb, aber trotzdem hören wir auf dem Berg den Schall. Wir hören nicht wirklich die Musik, sondern den Bass. Und wir hören das nicht nur aus unserem Dorf, sondern auch von den drei umliegenden Dörfern.
Anders als für die Locals ist das für mich ein riesengroßes Problem. Wir haben uns deshalb dafür entschieden, unser Schlafzimmer und auch alle anderen Schlafräume mit einer Steinwolle zu isolieren und auch entsprechende Fenster einzubauen.
Irgendwie ist das schon total verrückt. jetzt sind wir schon so weit weg in der Natur und haben dann trotzdem solche zivilen Probleme. Aber solange es auch dafür eine Lösung gibt, ist es okay.
Was uns auch weiterhin immer noch zu schaffen macht, ist die Internetverbindung. Wir haben zwar unten im Dorf einen kleinen Tower, aber leider funktioniert er nicht immer gut und zuverlässig. Die ersten Monaten waren super, aber jetzt gerade ist es ziemlich schlecht. Das kann sich täglich oder stündlich ändern. Deshalb suchen wir jetzt nach einer Lösung für uns.
Wir haben auch noch nicht ganz herausgefunden, wie unser Boden hier tickt was unsere Pflanzen betrifft. Der Gemüseanbau läuft ganz gut. Was generell wächst sind Ingwer, Kurkuma, Bananen, Süßkartoffeln, Erdnüsse. Von letzteren haben wir ziemlich viele. Allerdings wachsen die Obstbäume eher schlecht. da tut sich noch nicht ganz so viel. Wir haben jetzt Kuhmist und hatten vorher immer Reisschalen zum Düngen. Die Reisschalen enthalten viele Nährstoffe für den Boden und die Pflanzen. Das müssen wir noch ein wenig beobachten und verbessern. Schließlich wollen wir in ein paar Jahren auch gute Ernten einfahren.
Zu guter Letzt noch etwas nicht so erfreuliches. Wir hatten ziemlich häufig Besuch von Pythons. Netzpythons sind im Vergleich zu anderen auch giftigen Schlangen ziemlich groß. Sie können bis zu zehn Meter lang werden. Die kleineren Schlangen sind nicht so offensiv, wohingegen die Netzpythons auch gerne mal kleinere Tiere verschlingen. Was sehr wahrscheinlich mit einer unserer Katzen passiert ist, die eines Nachmittags von ihrem Spaziergang aus dem Dschungel nicht wieder nach Hause kam.
Aus diesem Grunde haben wir jetzt ein neues Familienmitglied. Wir haben einen Hund. Aktuell achten wir noch sehr auf ihn, weil er erst zwei Monate alt ist, aber er soll uns dann später warnen und beschützen. Wir werden sicherlich noch ein oder zwei Hunde dazu nehmen, dass sie dann auch unser Gebiet hier absichern. Zum einen vor den Schlangen, aber auch vor anderen Eindringlingen. Ich hatte ja bereits erwähnt, dass jemand mit unserem Fahrzeug Schabernack getrieben hatte. Das heißt, es wird weiterhin Familienzuwachs geben.
Das war mal wieder ein Update aus dem Dschungel, wie es uns geht, was der Hausbau macht und womit wir täglich zu kämpfen haben. Ich kann nur sagen, wir halten durch. Wir werden nach unserem Urlaub mit neuer Kraft und Energie zurückkommen. Ich würde jedem empfehlen, der das auch macht oder plant, Ruhepausen einzulegen.
Zum Abschluss möchte ich euch auf unseren neuen Instagram Kanal hinweisen. Er wird von mir schon fleißig mit Content gefüllt, mit Video und Fotos und vielleicht demnächst auch mit ein paar Stories aus dem Dschungel. Wer das Ganze auch bildlich verfolgen möchte, der geht auf Aranyani Experience. Aranyani ist ein Begriff aus dem Hinduismus. Aranyani ist die Göttin des Waldes und aller in ihm lebenden Lebewesen. Ich finde, das ist ein wunderschöner Name und passt auch sehr gut zu dem, was wir hier machen. Wer möchte, darf uns da gerne folgen und direkt die Updates aus dem Dschungel bildlich sehen. Einen Link findet ihr unten in den Shownotes.
Jetzt verabschiede ich mich erst einmal von euch in den wohlverdienten Urlaub. Wir hören uns wieder im September in neuer Frische und mit spannenden neuen Folgen.
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